Motiv

 
Mindmap Motiv

Motiv allgemein

Laut Wikipedia ist das Motiv das wichtigste und meist zentrale Objekt eines Fotos. Diese Sichtweise ist unvollständig und verleitet zu einer Fixierung auf einzelne Objekte, ohne Rücksicht auf die Umgebung und weitere interessante Objekte. Das Motiv ist ein Ausschnitt aus einer realen Szene und wird durch den Rahmen des Suchers begrenzt. Man verwendet besser den Begriff „Motiv-Szene“. Tatsächlich können sich in dem gewählten Ausschnitt zahlreiche ähnliche oder unterschiedliche Objekte befinden. Statische Objekte, sich bewegende Objekte, belebte Objekte, unbelebte Objekte. Dazu die räumliche Beziehung über Standfläche, Himmel und Hintergrund.

Thematische Motivsuche

Elefant
Manchmal stehen Motive wie ein Elefant im Raum und wir sehen sie nicht.

Eine sehr nützliche Vorgehensweise ist die Kategorisierung von Motiven nach Themen. Ein Thema umfasst eine Vielzahl von konkreten Motiven. Man entscheidet sich für eine Reihe von Themen, zu denen man konkrete Motive sucht. Eine wichtige Frage ist, welche Art von Themen man überhaupt bearbeiten will. Manche entscheiden sich für ein einziges Lieblingsthema, wie z.B. Autos, konzentrieren sich darauf und machen nichts anderes. Ein Riesenfehler, weil sich dabei die fotografischen Fähigkeiten nur einseitig entwickeln. Nicht umsonst waren die erfolgreichsten Fotografen fast immer Fotojournalisten, die unterschiedlichste Themen bearbeiten mussten und dadurch überragende Fähigkeiten entwickelten. Kurz gesagt, die Konzentration auf ein einziges Thema beschränkt die fotografischen Fähigkeiten.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund. In der Umgebung eines Objektes, welches unser Thema oder Motiv repräsentiert, gibt es immer auch weitere Objekte, die zu anderen Themenbereichen gehören. Ein Thema kommt selten allein. Bleiben wir einmal beim Thema Auto. Ein Ferrari vor einer Luxusvilla oder einem Luxusgeschäft erzeugt eine ganz andersartige Wirkung als ein Ferrari im Rotlichtmilieu oder einem Armenviertel. Wer Übung in Streetfotografie hat, wird möglicherweise noch den Fahrer oder interessante Passanten mit aufs Foto bringen und damit ein grandioses Werk schaffen.

Motiv als Ausschnitt

In der Praxis finden wir umfangreiche, komplizierte Szenarien aus verschiedenen Objekten vor. Wir müssen uns entscheiden, welchen Ausschnitt wir aus der Gesamtszene wählen.
Einige besonders verbreitete Konstellationen, die auch in der Praxis des Filmens als sogenannte Einstellungen bekannt sind:

  • Einzelnes Objekt ohne Umgebung oder Hintergrund – Großaufnahme, Detailaufnahme, Close-Up.
  • Objekt allein in einer Umgebung. Mit Vordergrund, Hintergrund, Standfläche, Himmel – Halbtotale, Totale.
  • Zwei oder mehr ähnliche Einzelobjekte – Totale.
  • Zwei oder mehr unterschiedliche Einzelobjekte – Totale.

Ein Motiv steht immer in einer Fotoszene. Auch bewegte Objekte wie Menschen, Vögel, Autos, Flugzeuge können jederzeit in den geplanten Ausschnitt hineinkommen. Man sollte sich also nicht nur auf das interessante und vielleicht schöne Hauptmotiv konzentrieren, sondern immer auch die Umgebung im Blick behalten.

Motive kombinieren und arrangieren

Professionelle Fotografen schlagen sich ungern mit den Zufälligkeiten von Motiven herum, sondern versuchen diese zu beeinflussen oder zu arrangieren. Bei Personen führen sie Regie. Sachen oder Objekte werden wie eine Dekoration behandelt und aufgebaut. Werbefotografen erhalten in der Regel genaue Vorgaben von der Werbeagentur. Nimmt man das Grundschema Motiv – Fototechnik – Bildgestaltung – Aussage, beginnen diese Fotografen mit der Aussage als Vorgabe und stellen sich dann eine passende Motiv-Szene zusammen. Meistens im Fotostudio, manchmal auch in einer Outdoor-Location.

Das heißt aber nicht, dass wir als Hobbyfotografen an der Foto-Szene nichts ändern könnten. Es ist nützlich, die Sache ebenfalls vom Ende her zu betrachten und einmal zu schauen, was aus dem Motiv für eine Aussage herauskommen kann. Damit beschäftigt sich das letzte Kapitel der fotografischen Aussage.

Zunächst einmal haben wir, wenn wir etwas findig sind, durchaus die Wahl zwischen verschiedenen Motiven mit ähnlicher Aussage. Wir müssen nicht unbedingt fotografieren. Ist die Entscheidung für ein Motiv gefallen, können wir durch Variation von Richtung und Entfernung Objekte unserer Motiv-Szene weglassen oder hinzufügen. Dann haben wir noch eine Reihe von Gestaltungsmitteln, die einzelne Objekte hervorheben oder sogar verschwinden lassen. Und wir können durch den Bildaufbau Beziehungen zwischen den Objekten herstellen. Bei sich verändernden Szenen warten wir, bis Unerwünschtes verschwindet oder Interessantes in die Szene hineinkommt. Sind uns bekannte Personen Teil des Motivs, führen wir eventuell Regie. Bei Stillleben bietet es sich an, unpassende Objekte aus der Foto-Szene zu schieben und andere Objekte hineinzubringen. Und gefällt uns das Licht oder die Witterung nicht, merken wir uns das Motiv und kommen zu einem günstigeren Zeitpunkt wieder.

Motivkombination, Transporter und Graffiti
Brot und Graffiti – Kombination

Hindernisse

In der Praxis gibt es jedoch Faktoren, die eine Aufnahme behindern oder unmöglich machen:

  • Fotografieren ist unerwünscht, verboten oder nach (falscher) Meinung von Zuschauern verboten.
  • Wir befinden uns in einer gefährlichen Umgebung, in der wir mit Aggressionen rechnen müssen.
  • Es sind Zuschauer vorhanden, die in uns psychologische Hemmungen auslösen, obwohl das Fotografieren legal ist.
  • Ungünstiges Licht (z.B. Gegenlicht) oder hinderliche Witterungsbedingungen.
  • Objekte, wie z.B. geparkte Autos, Leitungsdrähte oder Begrenzungspfosten.

Es sind gerade die Hindernisse, welche die fotografischen Fähigkeiten herausfordern und verbessern. Mit einer passenden Bildkomposition (4. Kapitel) können Sie viel erreichen. Vorsicht, Diplomatie und Selbstbewusstsein werden ebenfalls trainiert.

Zusammenfassung zum Thema Motiv

Diese Ideen zur Motivsuche sind naturgemäß nicht vollständig und sollten vor allem dazu anregen, sich über Motive mehr Gedanken zu machen, als nur darüber, ob man ein schönes Bild erhält. In den folgenden Kapiteln wird einiges davon konkretisiert. Und es kommen noch weitere Anregungen bei der Bildgestaltung und bei der Analyse der Bildaussage. Das ergibt sich aus dem engen Zusammenhang zwischen Motiv, Fototechnik, Bildgestaltung und Analyse der Bildaussage. Man kann auch mal sozusagen vom Ende her fragen, was man eigentlich aussagen will, und danach ein passendes Motiv suchen.

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