Aussage

 
Mindmap Aussageanalyse

Aussage allgemein

Die Interpretation oder Deutung eines Fotos ist der wichtigste Punkt überhaupt. Man kann auch Inhalt oder Botschaft dazu sagen. Oder Wirkung. Die meisten Fotos, die wir heute präsentiert bekommen, sind banal und stereotyp. Noch schlimmer, sie werden von vorgegebenen gesellschaftlichen Normen in Richtung schön und belanglos gedrängt.

Es gibt verschiedene Methoden und Vorgehensweisen bei der Interpretation des fertigen Fotos.

Kommunikationsmodell

Im Englischen entspricht die Aussage der Message. Das Foto ist ein Medium, welches die Aussage enthält. Schon früh wurden in den USA sogenannte Kommunikationsmodelle entwickelt, welche die Aussage in einen funktionalen Zusammenhang einbinden. Das Urmodell stammt von den Mathematikern Shannon und Weaver.

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Vor Einführung des Internets war die Hobby-Fotografie Privatsache. Freunde, Verwandte, Vereinsmitglieder, Mitschüler oder Arbeitskollegen bekamen die Fotos zu sehen. Manchmal gelangte auch eines in die lokale Presse oder eine Zeitschrift. Man machte sich keine Gedanken über Aussage und Zielgruppen. Und auch nicht über mögliche Konsequenzen einer Veröffentlichung. Und Feedback gab es so gut wie keines. Eine persönliche Weiterentwicklung und Verbesserung waren daher schwierig oder unmöglich.

Mit dem Internet hat sich das radikal verändert. Fotografie ist neu definiert worden. Heute erhält man direkte Rückmeldungen durch Faves, Likes und Kommentare. Man kann die Qualität von Fotos daher besser einschätzen und an einer gezielten Verbesserung arbeiten. Überlegungen zur Aussage werden plötzlich wichtig. Und man macht sich natürlich Gedanken über seine Zielgruppen. Selbst hervorragende Fotos kommen nicht bei allen Betrachtern gut an. Man wird seine Fotos zunehmend überlegter, gezielter und hochwertiger gestalten.

Das Zentrum des Kommunikationsmodells ist die Aussage. Für die Analyse verwende ich ein stark vereinfachtes Modell aus den Sprachwissenschaften. Das ist gerechtfertigt, weil ja Aussage oder Bildsprache auch schon sprachbezogene Begriffe sind. Man kann damit verschiedene Bildvarianten durchspielen und kreative Möglichkeiten entdecken. Es ist dazu notwendig, den Inhalt eines Fotos etwas analytisch aufzubereiten, weil die natürliche und ganzheitliche normale Betrachtung keine Differenzierung erlaubt. Und differenzierte Betrachtung einzelner Elemente ist Voraussetzung für den kreativen Vorgang der Komposition eines Fotos aus einzelnen Elementen. Die Aussageanalyse kann dann bereits bei der Wahl und Bearbeitung einer Foto-Szene herangezogen werden und ist nicht nur die Bildbeschreibung eines fertigen Fotos.

Bildbeschreibung

Die einfachste Methode, ein Bild zu analysieren, ist die Bildbeschreibung. Die Bildbeschreibung gewinnt im Zusammemhang mit künstlicher Intelligenz zunehmend an Bedeutung.

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Zeichentheorie – Semiotik

Das vorzustellende Modell ermöglicht umfangreiche Bildanalysen und ist trotzdem einfach anwendbar. Es kann spielerisch benutzt werden. Nur wenige Begriffe sind dafür notwendig. Das Modell kommt aus der Sprachwissenschaft und benutzt bekannte Begriffe, die nur auf das Bild angewandt werden müssen. Die Sprachwissenschaften haben sich schon immer mit der Analyse von Textinhalten beschäftigt. Und jeder, der einmal eine Fremdsprache gelernt hat, weiß, dass man ein Wörterbuch und eine Grammatik benötigt, um einen Text zu übersetzen oder einen Text zu erstellen. In einem Text finden wir eine Sammlung miteinander verbundener Wörter, in einem Foto eine Sammlung miteinander verbundener unterschiedlicher Objektabbildungen. In einem Text entsteht die Verbindung durch Grammatik, im Foto durch die Komposition und Bezugssetzung in einer gemeinsamen Bildfläche.

Die Semiotik ist eine geisteswissenschaftliche Disziplin, die Wörter eines Textes und isolierbare Objekte eines Bildes als Zeichen auffasst. Der wahrscheinlich bekannteste Vertreter der Semiotik ist der berühmte Bestsellerautor Umberto Eco. Im Folgenden werden die notwendigen Schlüsselbegriffe erklärt.

Visuelles oder analoges Zeichen

Hier wird zwischen Zeichenform und Bedeutung des Zeichens unterschieden. Die Zeichenform ergibt sich durch die Zentralprojektion realer Objekte auf die Bildfläche. Die Zeichenform wird im Folgenden einfach nur Zeichen genannt. Wichtig ist, dass das auf die Bildfläche projizierte Objekt nicht mehr das Objekt selbst, sondern nur noch ein analoges oder visuelles Zeichen des Objektes ist. Die Auffassung eines Bildes als Kombination von Zeichen ist eine rationale Sichtweise, die eine vernünftige und kreative Bildinterpretation und Bildkonstruktion erlaubt.

Denotation oder direkte Bedeutung eines Zeichens

Die Bedeutung von Zeichen unterteilt die Semiotik in Denotation und Konnotation. Denotation entspricht der wörtlichen, direkten Bedeutungszuweisung. Sehen wir das Abbild eines Autos auf einem Foto, können wir das oberflächlich als Auto einer bestimmten Marke mit einer bestimmten Farbe identifizieren, ohne uns weitere Gedanken zu machen. Denotation ist das, was direkt und unmittelbar eine Objektidentifizierung oder Beschreibung liefert.

Konnotation oder assoziierte Bedeutung eines Zeichens

Sowohl mit Wörtern einer Sprache als auch mit den visuellen Zeichen eines Bildes sind vielfältige Assoziationen verbunden. Man verbindet oft positive, negative, kritische und sonstige Informationen mit einem Zeichen. Persönliche Vorlieben, Wissen und Kultur spielen eine Rolle. Auch Emotionen verbinden sich mit einem Zeichen. Für besonders mit Konnotationen behaftete Zeichen werden oft solche Begriffe wie Symbol, Icon oder Ikonogramm (z.B. das Triptychon) verwendet. Sie haben eine kulturspezifische, bekannte Bedeutung. Die Konnotation ist aber nie genau beschreibbar. Schon, weil unterschiedliche Menschen beim selben Zeichen unterschiedliche Konnotationen haben oder haben können. Die Ebene der Konnotation ist die Ebene des Unausgesprochenen und dennoch das stärkste Mittel fotografischer Beeinflussung oder der künstlerischen Gestaltung.

Paradigma (Stellung des Zeichens in einem Lexikon von Zeichen)

Das Paradigma kann man als eine Liste von ähnlichen Zeichen auffassen. Wenn ich ein Auto fotografiere, wäre das eine Liste möglicher anderer Autos, die als Alternative infrage kämen. Schon vor der Aufnahme einer Fotografie können wir entscheiden, welche Objekte und damit Zeichen wir in unseren Bildausschnitt nehmen und welche wir herauslassen. Wir können ein zu unserer Bildabsicht passendes Paradigma erstellen. Wir treffen letztlich immer paradigmatische Auswahlentscheidungen. Die gezielte Auswahl ist ein sehr starkes Mittel, wenn wir mit dem Foto etwas Bestimmtes aussagen oder manipulieren wollen. Manche reden daher auch von einer Rhetorik des Bildes. Die wohl bekannteste rhetorische Figur heißt „Pars pro toto“. Ein Foto zeigt sehr häufig nur einen Teil der Wirklichkeit. Der Rest wird gedanklich ergänzt. Durch geschickte Auswahl eines Zeichens können wir die Wirklichkeit und die Ästhetik nach Lust und Laune beeinflussen. Ästheten zeigen oft nur einen kleinen, aber ästhetischen Teil der Wirklichkeit (Abstraktes Foto). Politisch Orientierte zeigen nur, was zu ihrer Ideologie passt. Genau wie man eine Computerliste nach bestimmten Kriterien sortieren kann, lassen sich auch Elemente und Zeichen eines Paradigmas sortieren und gruppieren. So finden wir in verschiedenen Gruppen und Schichten der Gesellschaft spezifische Zeichen und Symbole. Auch Themen, Ideologien und Religionen haben ihr jeweils eigenes Paradigma an Symbolen. Jugendlichkeit, Reichtum, Wohlstand, Alter, weibliche Schönheit – alles lässt sich paradigmatisch beschreiben. Produktbilder, Marken-Images wären weitere Beispiele. Für Fotos mit bestimmter politischer oder kommerzieller Wirkungsabsicht ist das passende Paradigma unerlässlich. Für alle professionellen Fotobereiche können wir spezielle Paradigmen finden. Darunter zahlreiche visuelle Stereotypen, Symbole und Ikonogramme.

Syntagma

Bei Sprache ist Syntagma die Verbindung von Wörtern zu einem Satz und Text mithilfe grammatikalischer Regeln. Beim Foto ist das die Komposition, für die es aber keine formalen Regeln gibt. Es ist die Bildgestaltung und Anordnung der Zeichen. Während unverbundene für sich stehende Zeichen oft mehrere Denotationen und Konnotationen haben, bewirkt der Zusammenhang in einem Foto mit anderen Zeichen eine Konkretisierung bestimmter Bedeutungen. Genau wie bei einem Text die Bedeutung eines Worts oftmals erst aus dem Zusammenhang klar wird. Im Zusammenhang der Bildfläche kann man einzelne Zeichen und deren Konnotation hervorheben, den Blick darauf lenken, sie in Kontrast setzen, Verbindungen herstellen oder man kann sie auch abschwächen.

Wenn Ihnen das jetzt zu theoretisch erscheint, keine Sorge, an praktischen Beispielanalysen kann ich zeigen, dass es sich um ein einfaches, intuitives und praxisgerechtes Modell handelt.

Literaturempfehlung:

Umberto Eco. Einführung in die Semiotik. München 1972

Fotointerpretation Beispiele

Einfaches Beispiel zum Grundverständnis:

Volkswagenemblem
Ein Symbol in seinem Umfeld

 

Denotation des Marken-Emblems:

Das Hauptmotiv ist das Emblem oder Logo einer bekannten Automarke. Ein Plastikteil.

Konnotation des Emblems:

Eine Fülle von Assoziationen zur Automarke VW. Allgemeiner oder privater Art. Dazu Gefühle, die man mit der Marke verbindet. Sicher auch ein bisschen Ärger, weil das Emblem abgerissen wurde und unordentlich auf der Straße liegt.

Denotation des Schlaglochs:

Eines der üblichen Schlaglöcher.

Konnotation Schlagloch:

Assoziationen: Unfallgefahr, Beschädigung von Fahrzeugen und vieles mehr. Gefühle: Angst, Ärger.

Paradigmen:

Man hätte das VW-Emblem durch Embleme anderer Hersteller austauschen können. Auch das Schlagloch durch andere Schlaglöcher oder Straßenschäden.

Syntagma:

Emblem und Schlagloch sind einzelne Zeichen, die sich im Foto zusammenfinden, wie die Wörter eines Satzes (Syntagma). Das Emblem liegt im Schlagloch. Mit dem Syntagma realisiert sich die Aussage.

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Zusammenfassung zur Aussage

Die Überlegungen zur Interpretation und Deutung von Fotos erscheinen Ihnen vielleicht etwas zu formal und kompliziert. In Wirklichkeit ist es jedoch eine praktische und schnelle Analysemethode. Es ist Gewohnheitssache, den in einer Fotoszene befindlichen Objekten Bedeutungen, Assoziationen und Gefühle zuzuordnen und ihr Zusammenspiel (Syntagma) zu überprüfen. Man weiß dann sofort, ob das gewünschte Thema getroffen wurde. Ergänzend können noch Überlegungen zu besseren Alternativen (Paradigma) in Betracht gezogen werden.

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